Rainard Bunte

Du kannst nicht nicht üben


Von Daniel Mihajlovic


Der mit Abstand wichtigste Faktor beim Trompetelernen ist dasregelmäßige Üben


Die gute Nachricht kommt vom PhilosophenPeter Sloterdijk, der nämlichschreibt:

“Man kann nicht nicht üben.”Gemeint ist damit, dass wir alles was wir tun als Übung definieren können. Und man wird bekanntlich besser in dem was man übt. 


Ein paar Beispiele:

wer ständig auf sein Smartphone starrt, übt das “StändigAufSeinSmartphoneStarren”

wer regelmäßiginformative Videosschaut, übt das Reflektieren und Aneignen von Wissen – und wird von den Auswirkungen auf die Praxis profitieren

wer täglich den Wecker noch fünf mal auf “Schlummern” drückt, übt das lange Liegenbleiben

wertäglich einintelligentesÜbeprogrammabsolviert, kann schon bald viel höher spielen

Du siehst,du wirst besser in allem was du tust. Du bist eine “Lernmaschine”.Das dumme dabei ist, dass man eher Ungünstiges genau so gut lernt, wie positive Angewohnheiten…


Jetztglauben fast alle Menschen in irgendeiner Form an den Motivations-Mythos, der nämlich besagt, dass man sich irgendwie besonders fühlen müsse (motiviert, inspiriert, energiegeladen…) um mit einer Tätigkeit, wie dem Trompete-Üben beispielsweise, zu beginnen. 


Es zeigt sich jedoch, dass dasein weitverbreiteter Irrtum ist. WieNiels Koschorekes ausdrückt: “Motivation kommt DURCH das Tun, nicht vor dem Tun.”


Also geht es darum das möglicherweise vorhandene Unlustgefühl einfach sein zu lassen. Sein zu lassen in dem Sinne, dass es da sein darf und man trotzdem das tut, was man sich vorgenommen hat. 


Auch die anderen Strategien dieses inneren Widerstandes wie andere Dinge tun, es schlicht vergessen, Inspiration suchen usw. lernt man mit der Zeit kennen und tut sie dann eben nicht.


Wie Daniel Mihajlovicneulich auf seinerfacebook-pagepostete:


“Amateure warten auf Inspiration. Profis setzen sich hin und arbeiten.” Philip Roth




Von Manuel Hilke (http://www.manuelhilleke.de)



Hier für alle ein Vorschlag beziehungsweise Leitfaden für ein kleines Experiment. 


Ihr nehmt euch ein technisch superschwieriges Stück, sucht euch einen Teilabschnitt aus, etwa das erste Drittel, und übt zwei Wochen lang täglich sehr langsam, ausgesprochen langsam 


immer nur zwei bis vier Takte, so arbeitet ihr euch Stück für Stück voran. 


Wichtig: Ihr dürft es kein einziges Mal schnell üben und ihr solltet besonderes Augenmerk auf die Übergänge der einzelnen Motive und Phrasen legen und diese sogar immer wieder singen. 


Nach den zwei Wochen versucht ihr dann, das Stück im Originaltempo zu spielen. 


Ihr werdet staunen, was möglich ist und wie sich das Ergebnis anfühlt. Einige werden nun denken, was für olle Kamellen, kenne ich doch schon alles. Tja, das dachte ich auch und hab es trotzdem jahrelang falsch gemacht. 


Das Geheimnis liegt in der Verbindung der Übergänge und in der absoluten Konsequenz. Pure Disziplin und Detailforschung. 


Wenn man so übt, tritt eine unschlagbare Sicherheit und Selbstverständlichkeit der Motorik und der auditiven Vorstellungskraft ein. 


Wenn man das einmal gecheckt hat, trifft einen der Blitz, die Erleuchtung. Eine derartige Arbeitsweise ist nahezu auf alle anderen Lebensbereiche übertragbar. 


Überzeugt davon sind die meisten Menschen leider erst, wenn sie dies selbst intensiv erfahren haben. 


Diese Hürde bleibt niemandem erspart und da trennt sich eben die Spreu vom Weizen.